In Berlin fehlen vor dem neuen Schuljahr noch mindestens 600 Lehrer in Vollzeit. Das berichtet der „Tagesspiegel“ unter Berufung auf den Vizevorsitzenden des Gesamtpersonalrats Dieter Haase.
Im vergangenen Jahr waren in der Hauptstadt bereits rund 900 Lehrer ohne volle Lehrbefähigung – sogenannte Lovls – eingestellt worden, insgesamt gibt es in Berlin bereits rund 1000 dieser Lehrer ohne klassische Ausbildung. Um den Bedarf in diesem Schuljahr zu decken, gehen die Behörden davon aus, dass weitere dazukommen werden.
Unter den Lehrern in Berlin sei eine „Anzahl im hohen zweistelligen Bereich“, die keine universitäre Ausbildung hätten, sagte Haase. Einige wenige hätten sogar nicht mal Abitur. Haase nannte dem „Tagesspiegel“ als Beispiel einen Gymnastiklehrer, der nur einen Schulabschluss der zehnten Klasse habe, und eine Reisekauffrau, die Geografie unterrichte.
Zum Schuljahr 2018/2019 hatten zwei Drittel der 2700 Lehrkräfte, die in Berlin neu eingestellt wurden, kein klassisches Lehramtsstudium absolviert. In Schulen in sozialen Brennpunkten ist der Anteil an Quereinsteigern besonders groß, zeigte zuletzt eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB).
Auf der Suche nach neuem Personal hat der Berliner Senat sogar ein Programm mit dem Namen „Unterrichten statt Kellnern“ aufgelegt, Studenten in lehramtsbezogenen Masterstudiengängen werden im Rahmen dessen Halbjahres- oder Jahresverträge an Schulen angeboten. In der vorlesungsfreien Zeit können Studenten dabei rund 3200 Euro brutto verdienen.
Der Präsident des Lehrerverbandes Heinz-Peter Meidinger bezeichnet den Anteil von Quereinsteigern unter den Berliner Lehrern als problematisch. „Ich habe große Sorge, dass es zu Qualitätseinbußen kommt“, sagte er der „taz“. „Eine Woche Crashkurs, wie er in Berlin angeboten wird, ist auf jeden Fall zu wenig.“